Ein handlicher Liebesroman mit vier paarungsbereiten Hauptdarstellerinnen, die einen Glücksbringer suchen: Brigitte & Petra (20) und Emma & Marie-Claire (40) lieben Bert, den Leiter des Spielplans, der Zeitschrift für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Brigitte sucht nach einem Helden und Versorger, Petra würde für die Ferienkasse auch Krankengymnastin lernen, Marie-Claire wird zur späten Mutter eines Sohns und Emma zur späten Mutter eines Klons. Und der Vater geht leer aus. (An-)Gewandte Sprach-, Medien- und Genderkritik!
Elke Heinemanns preisgekrönte Satire auf Rollenklischees, Reproduktionsmythen und Massenmedien ist so boshaft wie komisch.
Pressestimmen
Die Schriftstellerin Elke Heinemann erhält den ersten Preis der Floriana 2000, der mit etwa 14000 Mark dotiert ist. Die Autorin habe, so heißt es in der Begründung der Jury, “eine gnadenlos genaue und ironische Auseinandersetzung mit vorgegebenen erotischen Klischees und Vorstellungen” vorgetragen. Weitere Preise gingen an Franz Josef Czernin und Birgit Kempker.
Elke Heinemann wurde am Wochenende der 1. Preis – 100.000 Schilling des Landes OÖ – beim Literatur-Wettbewerb “Floriana” zugesprochen. Mit dem 1. Preis habe die vierköpfige Jury “Signale setzen wollen: Heinemann setzt sich am intensivsten mit zeitgenössischen Entwicklungen, der Einwirkung der Medien, auseinander.”
Elke Heinemann wird ihr Berliner Domizil am Prenzlauer Berg verlassen, um ein Vierteljahr in Esslingen zu weilen. Und um – in erster Linie – an ihrem ersten Roman weiter zu arbeiten. Bei dem Roman handelt es sich – so viel ist sie bereit preiszugeben – um einen Liebesroman. Jedoch nicht um einen von der Sorte Hochzeit, Herzschmerz und Happy End. In ihrem ersten Roman dreht sich alles um Rollen, Klischees, die vielfältigen Ideen vom Glück, Frauentraditionen… – „und moderne Reproduktionsmaßnahmen.“
Der neue „Esslinger Bahnwärter“ – so die nach wie vor offizielle Bezeichnung – ist eine Frau, nämlich die Schriftstellerin Elke Heinemann. „Der Spielplan“ ist kein Bildungsroman, die Protagonisten sind Person gewordene Phänomene, ihnen bleibt weitestgehend die Annäherung an Selbsterkenntnis untersagt. Der Roman selbst jedoch erhebt aufklärerisch die Stimme.
Die Welt, wie sie Elke Heinemann sieht, gehorcht dem Diktat von Fernsehen und Werbung. Dort schwärmen Frauen von schlanken Körpern, die Männer von medialen Revolutionen.
Im Debüt der Berliner Autorin Elke Heinemann dreht sich zwar alles um die Liebe, statt weich gezeichneter Romantik verbirgt sich hinter dem Etikett aber eine böse Geschlechter- und Gesellschaftssatire.
Frauen, die in einem Roman nach Frauenzeitschriften benannt sind, verfügen über keine Identität, weil sie Zeichen sein müssen. Sie stehen für vorformulierte Frauenhaltungen. Es steht ihnen nicht zu, „ich“ zu sagen, weil sie die Masse der zugerichteten Frauen schlechthin vertreten müssen. Wunder finden nicht statt bei Heinemann. Aber das Wunderbare an ihrem Roman ist, wie sie scharf ironisch Kunstfiguren, zusammengesetzt aus dem statistischen Durchschnitt, gegeneinander antreten lässt. Dabei kommen weder Sozialwissenschaften noch Trivialmythen gut weg. Beide sind Instanzen, die über Frauen verfügen, weil sie großsprecherisch das letzte Wort über sie haben wollen. Nie geht es um den Menschen, aber immer um eine Idee vom Menschen, unter die sie sich zu beugen haben.
Emma, Marie-Claire, Petra und Brigitte – vier Frauen sind auf der wahnwitzigen Suche nach dem ultimativen Glücksbringer und Kindeserzeuger. Bert heißt das Objekt vierfacher Begierde. Eine Geschichte, die erotische Kllischees gnadenlos vorführt, sehr komisch, sehr böse.
Einen tollen Roman hat Elke Heinemann da geschrieben, in dem sich Platitüden zur Geschlechterfrage und ein vollkommen wahnwitziger Plot gegenseitig die Köpfe einschlagen. Außerdem hat man selten lustigere Sexszenen gelesen. Wenn die halbe westliche Welt aufgrund Außen- und Innendruck und fernsehtechnischer Totalverblödung an der Liebe und sich selbst scheitert, dann kann auch eine Elke Heinemann noch mal was ordentlich Zynisches dazu anmerken. Beim Haß ist Elfriede Jelinek natürlich ganz weit vorn, aber Heinemann ist definitiv lässiger, durchgeknallter, lustiger.
Ihr kleiner, eigenwilliger Roman ist, obschon ästhetisch und intellektuell anspruchsvoll, boshaft und hochkomisch. Elke Heinemann verzichtet auf jedes Angebot zu schwelgerisch-einfühlender Lektüre und führt stattdessen mit beißender Ironie die Klischees vor, welche die Handlungen ihrer Figuren steuern: Es sind hauptsächlich zwei Mittel, mit denen sie das erreicht. Zum einen schiebt sie ihre Figuren wie auf dem Schachbrett hin und her. Auf- und Abtritte werden grundsätzlich von der Autorin, und zwar ohne handlungsimmanente Vorwände, arrangiert und kommentiert. Zum anderen verwendet sie ein hochartifizielle Sprache voller Versatzstücke, deren scheinbar umständliche Wiederholung den Klischees ihre Geläufigkeit, ihre Eingängigkeit nimmt und zugleich dem Roman seinen Rhythmus gibt. Der Roman mündet so in eine fingierte Endlosschleife, in welcher seine beiden großen Themen, die Reproduktion der Sprache im Klischee und die Reproduktion der Körper, enggeführt werden.
Der Untertitel verheißt einen „Liebesroman“, was dann ebenso genussvoll wie gnadenlos seziert wird. Elke Heinemanns Roman inszeniert ein Planspiel, in dem ein Mann, Bert, sowie vier Frauen (Brigitte und Petra, in den 20ern, Emma und Marie-Claire, Akademikerinnen und gestandene Frauen in ihren 40ern) an der Liebes-Beziehungs-Sexfront agieren, sich aus- und aneinander abreagieren. Dabei lässt die Autorin von Anfang an keinen Zweifel aufkommen, dass es sich um eine Konstruktion handelt. Es geht um Typen, deren Verhaltensweisen und Denkformen auf der „Probebühne“ (Dieter Wellershoff) der Literatur ausgestellt werden. Elke Heinemann möchte Mythen zerlegen – insbesondere jene Mythen, dessen wohl langlebigste Erscheinung die romantisch-bürgerliche Verklärung der Liebe ist, genauer noch: die heilige Allianz aus Liebe, Lust, Leidenschaft und Sexualität (möglichst lebenslang mit immer demselben Partner).
Ein Roman ist eine Literaturform der Anmaßung. Er unternimmt alle Anstrengungen, dem Leser einzureden, wie es um die Menschen bestellt ist. Ein Roman hat immer Recht, weil er die Welt, von der er erzählt, erst schafft. Er schickt Figuren auf den Weg, von denen jeder Leser sich vorstellen kann, dass sie ihm jederzeit begegnen könnten. Ein Romanheld verkörpert die ungelebten Leben der Leser. Bei der Berlinerin Elke Heinemann ist alles anders. Sie konfrontiert uns nicht mit Figuren, die den Anspruch erheben, wie Menschen aus Fleisch und Blut zu agieren. Ihre Figuren sind Kunstgestalten, stürzen nicht in Situationen, wie sie das Leben schreibt, sondern die tägliche Fernsehserie. Heinemann interessiert nicht besonders, in welcher Welt wir uns befinden, sondern welche Welt wir uns erfinden. Sie kennt die trivialen Sagen des schlechten Geschmacks, wie sie durch Fernsehen und Zeitschriften verfestigt werden. Und sie beherrscht den Jargon der Sozialwissenschaften, eignet sich deren System, Gesellschaft zu analysieren an, um daraus einen Roman zu schlagen, dem momentan nichts Vergleichbares an die Seite zu stellen ist.
Das neue Buch der deutschen Autorin Elke Heinemann erinnert an die heftigen Tiraden von Elfriede Jelinek gegen männliche Unterdrückung und weibliche Selbstkasteiung, aber mit dem Unterschied, dass Heinemanns Kritik humorvoller, selbstkritischer und nuancenreicher ankommt.
Darf man das, was Elke Heinemann da in „Der Spielplan“ ihren Leserinnen zumutet? Ja, denn erlaubt ist ästhetisch-poetisch alles, was in der Wirklichkeit nach künstlerischer Befragung und Verschärfung verlangt. Hat man sich einmal darauf eingestellt, einen Meta-Text vor sich zu haben, der an die frühen Romane von Gisela Elsner und besonders an Elfriede Jelineks Texte der 70er („Die Liebhaberinnen“) erinnert, mag man Vergnügen an manch bitterböser Formulierung oder den messerscharfen, sprachspielerischen Reflexionen finden. Auch die Schelte des (privaten) Fernsehens und seiner ideologischen Strategien ist treffend.
Wer bei Liebesromanen die Augen verdreht und Frauenzeitschriften nur heimlich beim Zahnarzt durchblättert, für den ist Elke Heinemanns Debüt „Der Spielplan“ genau das Richtige. Er ist Liebes- und Antiliebesroman in einem, eine bitterböse und witzig-intelligente Satire auf das Leben im Zeitalter von Fernsehfrauentausch, virtuellen Liebesaffären, Patchwork-Familien und geklonten Wunschkindern. So banal Liebesgeschichten sind, so banal und unspektakulär ist auch die hier erzählte Geschichte. Das Wunderbare liegt allein in der Art und Weise, wie sie erzählt wird. Überaus einfallsreich ist Elke Heinemann im Erfinden neuer Begriffe für immer gleiche Sachen, wie die seit Jahrtausenden ähnlich praktizierten Sexualpraktiken. Nicht zuletzt darin erinnert der Stil der 1961 in Essen geborenen Autorin an Reneé Pollesch; Beim Lesen des Romans fällt man automatisch in Sound und Rhythmus seiner im Theater seriell vorgeführten Turbokapitalismuskritik. Hier wie dort geht es um Liebe zu Zeiten des Medienkapitalismus. Ebenfalls auf der sprachlichen Ebene, aber auch eng mit der äußeren Form verbundenen Aufdecken des Piefigen und Spießigen im so zukunftweisenden Hier und Jetzt erinnert Elke Heinemann an die unnachahmliche Sprachwut Elfriede Jelineks.
In jelinekscher Verzwirbelung führt die deklamatorische Prosa der mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichneten Autorin Fühl- und Verhaltensklischees der Liebe und ihrer Protagonisten vor, Satz für Satz pure Kompression zum Auf-der-Zunge-zergehen-lassen. Höchst vergnüglich für ein eingeweihtes Publikum, irritierend für den wohl größeren Rest.
Dieses Buch ist kein schnöder Liebesroman.
Kunstvoll in eine sehr konstruierte, spröde Form gebracht, beschreibt Elke Heinemann in ihrem satirischen Roman „Der Spielplan“ die wahnsinnigen Wege, die eine vermeintliche Liebe gehen kann und beweist schlagkräftig, dass Männer und Frauen nicht nur unterschiedliche Toiletten benutzen, sondern auch ganz und gar verschiedene Menschen sind. Dem Untertitel des Buches, „Ein Liebesroman“, sollte man keinesfalls Vertrauen schenken, denn weder dem Erzählton, noch der genial konfus zwischen Fernsehshows und Frauenzeitschriften oszillierenden Handlung haftet auch nur ansatzweise Romantisches an.
Die Damen heißen nach Frauenzeitschriften. Und was Elke Heinemann mit ihnen inszeniert, ist ein Diskursroman. Heinemann stellt ihre absichtsvollen Pappkameraden auf ein Sprach-Spielfeld voller Denk- und Sprechklischees aus der Medien-Gender-Sprachkritik und rutscht zur höheren Erkenntnis und noch höheren Erheiterung solange darauf herum, bis sich alle, inklusive der Klischees ausgiebig lächerlich gemacht haben.
Heinemanns Schreibstil ist gewand und anstrengend zugleich. Aber die Lektüre lohnt auf jeden Fall.
Die Autorin zappt sich unermüdlich mit beißendem Spott und enormer Schnittfrequenz durch alle Niederungen der sprachlichen Vermittlung von Geschlechterdifferenzen, von Talk- und Quizshows über Frauenmagazine und Selbsthilfekurse bis zu Sissy-Filmen und natürlich Liebesromanen. Heinemann lässt nicht nur die derzeit gängige waschlappige Vornamenliteratur deutscher Jungautorinnen deutlich hinter sich, sondern macht sie gleich mit zum Teil der Satire.
Elke Heinemanns „Spielplan“ wurde schon vor Erscheinen mehrfach ausgezeichnet. Zu Recht. Mit sicherer Hand bewegt die Autorin ihre Figuren wie im Kasperltheater durch diese Versuchsanordnung eines Liebesromans, der eigentlich ein Fortpflanzungsroman ist, denn die Liebe fehlt mal wieder – eine wortwahnwitzige Verulkung von Geschlechterkampf, Kinderwunsch und Fernsehshow.
Der Roman gleicht einer Versuchsanordnung: Vier Frauen, ein Mann. Der Mann ist Redakteur einer Theaterzeitschrift, die so heißt wie der Roman heißt: Der Spielplan. Die Frauen sind 2 x 20 bzw. 2 x 40 Jahre alt und heißen: Brigitte, Petra, Marie-Claire und Emma. Ersonnen hat diese Versuchsanordnung die aus Essen stammende, heute in Berlin lebende Schriftstellerin Elke Heinemann, und herausgekommen ist einer der originellsten Romane der letzten Zeit, boshaft und komisch bis zum Abwinken.
Wäre Elke Heinemanns „Liebesroman“ nur die witzige Zeitungs-, Fernseh- und Universitätssatire, die er auch ist, hätte die 1961 geborene Autorin Sprachwitz, Denkschärfe und Bildung verschenkt. Heinemann zeigt am Beispiel des flüchtigen Mistes aber das überzeitliche Geschlechterdrama. Wenn sie sich auf Roland Barthes, Walter Benjamin usw. beruft, zeigt das ihr Rüstzeug und ihr Niveau.
„Frauen, die pfeifen“ heißt der neue Roman der englischen Schriftstellerin Antonia S. Byatt. Sein deutsches Motto steht auch als Leitsatz über dieser Ausgabe von „Gutenbergs Welt“: „Frauen, die pfeifen, und Hühnern, die krähen, denen soll man beizeiten die Hälse umdrehen“. Diese volkstümliche Bosheit hat ihre Beschreibungskraft für den Zustand der weiblichen Welt bis jetzt keineswegs eingebüßt. Das weiß auch die Hauptfigur aus „Entfernung“, dem neuen Roman von Marlene Streeruwitz. Selma (49) hat gerade ihren Mann an eine andere Frau und ihre gut dotierte Arbeit als Chefdramaturgin bei den Wiener Festwochen verloren. Während Selma versucht, gegen den sozialen Abstieg zu kämpfen, wollen Brigitte und Petra, Emma und Marie-Claire vor allem den tollen Bert. Deren Geschichte erzählt Elke Heinemann in dem satirischen Liebesroman „Der Spielplan“.
In ihrem Buch verlangen vier Frauen einen Mann: „Der Spielplan“ – ein Liebesroman?